Dietrich Helms
Mitunter kommt Radikalität unscheinbar daher. So bei den Werken von Dietrich Helms. Die Kunstwerke des 1933 in Osnabrück geborenen Künstlers machen auf den ersten Blick einen banalen Eindruck. Meist sind sie aus Alltagsmaterialen gefertigt, farblich eher unauffällig oder in ihrer Farbigkeit zumindest nicht effektorientiert oder auf Aufmerksamkeit hin angelegt. Auch ihre Dimensionen sind nicht ungewöhnlich. Doch die unaufgeregten „Sachen“, die übermalten Landkarten, die Wandobjekte, Bildstücke oder Materialobjekte unterlaufen, beziehungsweise unterliefen die klassischen Erwartungen an ein Kunstwerk. Schon die Bezeichnung der Werkgruppen macht dies deutlich: „Sachen“, „Bildstücke“ oder „Rezeptkunst“ entsprechen keiner traditionellen Kategorisierung. Wunderschön bunt sind sie ebenfalls nicht, auch haben sie nichts Erhabenes, sind kein Abbild und dann sind sie mitunter noch nicht einmal vom Künstler selber ausgeführt. Jahre bevor jeder durch die Fehlinterpretation eines aus dem Zusammenhang gerissenen Zitates zu einem Künstler wurde, forderte Dietrich Helms bereits Laien zur Teilhabe an der Kunstproduktion auf. So zum Beispiel 1969 bei einer Einladung zu einer Ausstellung in der Galerie Ernst in Hannover oder wenig später bei einer Ausstellung im Kabinett für aktuelle Kunst in Bremerhaven.
Während in den 1960er Jahren auf der einen Seite Pop-Art, Aktions- und Konzeptkunst durch ihre Aufsehen erregenden Aktionen, überdimensionalen Werke oder plakativen Motive die tradierten Kriterien für Kunst mit Vehemenz in Frage stellten, hinterfragte Dietrich Helms diese Kriterien weit weniger spektakulär aber nicht minder radikal, grundsätzlich und wirkungsvoll auf eine stille Art mit vordergründig einfachen künstlerischen Werken oder Aufforderungen. Unaufgeregt holte Dietrich Helms die Kunst von ihrem Sockel.
Bis heute haben seine Werke nichts von ihrer unaufdringlichen Grundsätzlichkeit verloren. Der Kunstverein widmet dem unscheinbaren Radikalen nun einen eigenen Raum im Kunstmuseum Bremerhaven.