RAIMUND GIRKE
MALEREI
In seiner ersten Ausstellung des Jahres zeigt der Kunstverein Bremerhaven Aquarelle des Malers Reimund Girke. Es handelt sich dabei um die inzwischen siebte Ausstellung des 1930 in Heinzendorf, Niedersachsen, geborenen Künstlers in Bremerhaven. Seine erste Ausstellung in der Bremerhavener Kunsthalle markierte 1972 einen Wechsel im Profil des Kunstvereins, der sich damit der nationalen und internationalen zeitgenössischen Kunst öffnete und die Gegenwartsorientierung einleitete. Auch in der Sammlung des Kunstvereins ist Girke mit einigen Werken vertreten.
Raimund Girke setzte sich bereits seit den späten Fünfziger Jahren mit der Kunst des Informel auseinander. Aus diesem Diskurs entwickelte er 1957/58 eine eigene Bildsprache die maßgeblich für sein gesamtes späteres Schaffen werden sollte. An die Stelle der subjektiven Empfindung setzte Girke einen strukturierten und damit objektivierten Bildraum. In monochromen Bildern, die zunächst ausschließlich in weiß später in Kombination mit wenigen Farben entstanden, rückte er das Thema der Malerei in den Mittelpunkt seines Schaffens: „Die Welt des Monochromen bietet innerhalb eng gesetzter Grenzen unausschöpfbare Möglichkeiten ganz neuen Charakters. Die Farbe wird, beschränkt auf sich allein, aller Fesseln ledig, erhält eigenes Leben und offenbart sich nun in voller Kraft ...“ äußerte sich der Künstler 1960 zu seinen Arbeiten. Den monochromen Bildraum gestaltete er durch feine Nuancierungen der Farbe mit der Reihung kleinteiliger Elemente oder Zonen. Dabei ist der seriell vervielfachte Pinselduktus meist das maßgebliche gestalterische Mittel für ein gesamtes Bild. Girke nimmt damit Bezug auf die „künstlerische Handschrift“, ohne diese jedoch psychologisch deutbar zu machen und betont zugleich das malerische Element seiner Werke. Die Wirkung der Malerei soll sich durch das gestische Moment nicht auf den Bildraum beschränken, „sondern das Bild in ein Stadium führen, das über die Bewegung in der Fläche hinaus die unbegrenzte räumliche Bewegung ermöglicht.“ (Girke, 1963)
Als Vertreter der „Analytischen Malerei“ sah Girke seine Werke als Resultat eines autonomen malerischen Prozesses, der nicht abbildet, sondern den Entstehungsprozess in den Mittelpunkt rückt.
Mit der Schau der Werke Raimund Girkes würdigt der Kunstverein einen Künstler, dessen Werke seit seinem Tod 2002 nicht mehr häufig gezeigt wurde. Damit setzt der Kunstverein eine Serie von Ausstellungen fort, in der zuletzt die Arbeiten von Joseph Beuys, Tomas Schmit und Richard Oelze gewürdigt wurden.
Kurator Jürgen Wesseler, Text Julia Schleis