CINEMATIC
Apollo Theater, Georgstraße 73, 27570 Bremerhaven
Der Kunstverein Bremerhaven lädt zu einem Kunst-Projekt im alten Kino Apollo Theater ein. Unter dem Titel cinematic werden drei internationale Künstler präsentiert, die im Spannungsfeld zwischen Kunst und Film arbeiten. Sie setzen, mit neuer Bildsprache und persönlichen Fragestellungen, eine Entwicklung fort, die in den 1960er Jahren begann. Damals gewann das Fernsehen zunehmend an Bedeutung und die Video-Technik wurde erschwinglich. Zunächst loteten Künstler die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums aus. Sie analysierten formale Aspekte, wie das Format des Fernsehbildes, die Dehnung oder Raffung von Zeitlichkeit, oder die Manipulierbarkeit der aufgezeichneten Realität. Zugleich entdeckten vor allem Land Art und Performance Künstler Video als Medium der Dokumentation.
In der folgenden Auseinandersetzung beschäftigten sich Videokünstler mit dem traditionellen Kino. Neben Spielfilmen als Ausgangsmaterial für Kunst werden auch einzelne Aspekte wie die Erzählstruktur von Filmen, ihre Atmosphäre oder dokumentarischen Strategien thematisiert.
Dies ist auch das Experimentierfeld der bei cinematic gezeigten Arbeiten von Cyprien Gaillard, Clemens von Wedemeyer und Michael John Whelan.
Cyprien Gaillard (geboren 1980 in Paris) dokumentiert in seinen Videos die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Architektur. Durch die Verwendung fixierter Kameraeinstellungen reduziert er den filmischen Moment in seinen Werken zugunsten eines scheinbar objektiven Betrachterstandpunktes. Dieser Effekt wird durch die Verwendung von sphärischer Musik und erzählender Handlung kontrastiert, wie zum Beispiel im dreiteiligen Werk Desniansky Raion. Cyprien Gaillards Arbeiten spannen den Bogen von den Anfängen der Video-Kunst mit ihrer Verbindung zur Land Art hin zu theatralischer Inszenierung.
Clemens von Wedemeyer (geboren 1974 in Göttingen) thematisiert Produktionsbedingungen des Films. Die Kamera filmt in Occupation eine Gruppe von Statisten, die angewiesen werden sich in einem Quadrat aufzustellen. Während die Komparsen glauben, es handele sich um eine Probe zeichnet die Kamera bereits auf. Der Versuch wird Inhalt des Films, einstudierte Handlung und dokumentarische Qualität überlagern sich. Diese Thematik wird zugleich gedoppelt und in Frage gestellt durch The making of Occupation.
Michael John Whelan (geboren 1977 in Dublin) unterscheidet in seinen Werken zwischen zwei Techniken. Die Videos zeichnen sich durch einen stark dokumentarischen Charakter aus, der mittels der statischen Kameraeinstellung und fehlenden Schnitte forciert wird. Den Filmen hingegen liegt eine zuvor festgelegte Handlung zugrunde, die von Schauspielern ausgeführt wird. Schnitte und verschiedene Schauplätze unterstreichen den erzählerischen Charakter. Beiden Werkgruppen gemein ist jedoch das präzise Einfangen von Atmosphäre.
Zusätzlich zu den filmischen Arbeiten wird der Künstler Laas Abendroth auf das Kino-Projekt aufmerksam machen. Der 1967 in Mülheim an der Ruhr geborene Künstler ergänzt das Projekt mit einer Spracharbeit, die sowohl auf die architektonische Besonderheit des Apollo Theaters sowie dessen Standort in Geestemünde Bezug nimmt. Eine Texttafel über dem Eingang des Kinos kündigte früher die aktuellen Filme an, nun überträgt sie auf ironische Weise das Projekt in den Stadtraum.
Besonderer Dank gilt DSE Die Schnäppchenecke für die freundliche Zusammenarbeit.
Mit freundlicher Unterstützung von
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