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14. März bis 2. Mai 2010

PERSONAL KILL
BEATE GEISSLER & OLIVER SANN

Mit der Ausstellung "Personal Kill" von Beate Geissler und Oliver Sann präsentiert der Kunstverein Bremerhaven eine zeitgenössische Position mit starkem politischem Gegenwartsbezug. Die Künstler Beate Geissler und Oliver Sann haben in jahrelanger Arbeit auf militärischen Sperrgebieten Video- und Fotomaterial gesammelt, das sie nach Ausstellungen in Südafrika, Russland und den Vereinigten Staaten erstmals in Deutschland präsentieren.
Vor dem Hintergrund dieser Foto- und Videoarbeiten stellen die Künstler eine raumbezogene Installation zusammen, die sich einerseits auf den Ausstellungsraum und andererseits indirekt auch auf den Ort Bremerhaven bezieht. In Anspielung auf die militärischen Übungsplätze wird mit Absperrgittern eine räumlich komplexe Situation geschaffen, die sowohl die Sicht verbaut als auch den Betrachter einschließt und die mehrdeutige Übergänge zwischen Schutz, Bedrohung und Annexion erzeugt.
Der karg modernistische Ausstellungsraum der Kunsthalle erscheint nun mit seinen klinisch-technischen Attributen (Schaukästen, Luftschächten etc.) selbst als ein militarisierter Bau. Auch Bremerhaven als Einschiffungshafen für die amerikanischen Streitkräfte (Elvis Presley betrat hier deutschen Boden, um seinen Wehrdienst in Deutschland abzuleisten) gerät durch die Installation von Geissler und Sann ins Visier.
Mit "Personal Kill" geht es auch um die Kontinuität von Truppenstützpunkten, die das Leben zahlreicher deutscher Städte wie auch Bremerhaven entscheidend geprägt haben.
Truppenübungsplätze sind Orte, die internationale Kriege vorbereiten. Wie auch in anderen Arbeiten (etwa der Serie "The Real Estate", die sich mit zwangsversteigerten Wohnbauten in Verbindung mit der Hypothekenkrise befasst) konzentrieren sich die Künstler darauf, Globalisierung im Kleinen konkret werden zu lassen. Damit aber wird ein Zusammenhang entfaltet, der ebenso die Geschichte der Truppenübungsplätze wie auch die der Stadt Bremerhaven, die Geschichte des mittleren Ostens sowie die Nordamerikas umfasst.
Als "Personal Kill" bezeichnet man militärpsychologisch die Situation des direkten Feindkontakts, in der die Tötung eines Gegners unmittelbar erfahren wird. Gerade diese Situation führt bei Soldaten zu den größten Traumatisierungen. Indem Geissler und Sann die indirekte Gegenwart des Krieges in Computerspielen und Propaganda zum Thema machen, spielen sie auf diesen traumatischen Ernstfall an. Das zynische Motto der PEOSTRI (U.S. Army Program Executive Office for Simulation, Training and Instrumentation), einer Unterabteilung des Pentagon, wird dadurch - kritisch gewendet - auch zu einem Leitgedanken der Ausstellung: "All but war is simulation" - "alles, außer Krieg ist Simulation". Jenseits beginnt das Trauma.
Text: Johann Hartle
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